Ich habe damals in der Gastronomie gearbeitet und bin auf dem Weg im
damaligen Bahnhof Süd und dann im Tofino gelandet. Auf diesem Wege habe
ich das Viertel kennen und lieben gelernt. Ich habe mich dann rechnt
schnell dazu entschlossen, dass ich hier auch leben will und habe mit
meiner damaligen Freundin (mittlerweile Frau;)) eine Wohnung auf der
Rellinghauser Straße gefunden (2 Minuten von Edeka). Anfang dieses
Jahres sind wir in die Von-Seeckt-Straße gezogen, mit Blick auf euren
Laden und die Kreuzung, wenn ich mich weit genug aus dem Fenster lehne.
Wie ich euch vorhin schon erzählt habe, bei eurer vorletzten Vernissage
kamen wir abends nach Hause, an einem lauen Sommerabend, haben die Leute
vor eurem Laden, vorm Kiosk und vor Da Camilo gesehn und haben uns
einfach wahnsinnig zu Hause gefühlt. Es ist so schön zu sehen, dass
trotz dieser ständigen Strapazen (die ich in der Gastronomie in über 10
Jahren auch mehr als genug erlebt habe) Menschen sich dazu entscheiden,
etwas für Kultur und ein Miteinander zu tun.
Das ist eine absolute Bereicherung und darf auf keinen Fall aufhören,
sondern sollte noch viel viel mehr werden.
Alle schwärmen immer von Kreuzberg und Schanzenviertel und wenn versucht
wird im kleinen Maßstab in die Richtung zu gehen, dann beschweren sich
die Leute. Null nachvollziehbar für mich.
Über besoffene Randalierer brauchen wir nicht diskutieren. Da habe ich
den letzten 10 Jahren auch genug Erfahrungen gemacht, die ich eher als
nervig empfand. Aber speziell das Format, dass ihr einmal im Monat
nutzt, kann doch wirklich niemanden stören und hat mit irgendwelchen
Randalieren (meist übrigens Touristen aus umliegenden Stadtteilen und
keine Viertelbewohner) rein gar nichts zu tun.
Ich bin mit der Stadt schon länger unzufrieden, weil auf dem Thema
Kultur nicht genug Fokus liegt.
Sowohl die Kunst- als auch die Gastronomieszene leidet so schon genug
und erfährt keinerlei Unterstützung durch die Stadt Essen (Stichwort
Außengastronomie zum Beispiel). Ich finde es sehr gut, dass sich endlich
jemand gegen diese Umstände wehrt.
Vielleicht kann man auf diesem Weg auch mal eine allgemeine Diskussion
starten, wie die Kulturhauptstadt und Folkwangstadt Essen, zu solchen
Konflikten und genrell zum Thema Kultur steht.
Dass Menschen, die ehrenamtlich ihre Freizeit opfern, um etwas Kultur zu
schaffen von Ämtern drangsaliert werden, während die anklagenden anonym
Lügen verbreiten und Leute öffentlich an den Pranger stellen, ist ein
Zustand, den ich als nicht hinnehmbar empfinde.
Niemand wird gezwungen hier zu leben und es gibt sicherlich Stadtteile,
in denen um 20Uhr die Bordsteine hochgeklappt werden und dann Nachtruhe
herrscht. Im Südviertel ist man damit leider an der falschen Adresse.
Ich würde vorschlagen unseren Bürgermeister Thomas Kufen zur nächsten
Vernissage einzuladen. So kann er sich selber ein Bild von der Situation
machen und hoffentlich helfen.
Wir sind auf jeden Fall bereit euch bei allem notwendigen zu unterstützen.
Für ein buntes und (angemessen) lautes Viertel!
Liebe Grüße
Basti