Love, Bloom & Bang
Andreas Saxton
27.06.2025 – 19 Uhr
JesusChris
Witteringstr. 83
45130 Essen

Leute!
Da sind wir in der Tat schon wieder bei Nr. 4 angekommen – wo bleibt die Zeit nur?
Bisher gab es bei uns ja wenig Skulpturales zu sehen – von einigen Ausnahmen wie den Kakteen von Anne Kampschulte und einigen Skurrillen von Anja Steffen einmal abgesehen. Irgendwie hatten wir immer Angst davor, bei den beengten Verhältnissen und dem glücklicherweise konstant hohen Besucheraufkommen könne etwas zu Bruch gehen. Bei der anstehenden Solo-Show von Andreas Saxton tricksen wir nun etwas herum und zeigen relativ unempfindliche „Wandskulpturen“ – clever, gell?
Und da wir ja stets bemüht sind, euch etwas Neues, Unerwartetes präsentieren zu dürfen, freuen wir uns nun wie Bolle auf eine wirklich unkonventionelle Ausstellung voller Poesie und Energie:
Love, Bloom & Bang
Hoffnung zwischen Blüte, Herz und Knall
Es beginnt mit einer Blüte.
#Hope – so nennt Andreas Saxton seine zarte, doch kraftvolle Form. Inspiriert von der flüchtigen Schönheit der Kirschblüte steht sie für die zerbrechliche Balance zwischen Natur, Mensch und Zukunft. Jede Blüte auf Leinwand: ein Einzelstück. Handgeschliffen, gedreht, lackiert. Eine stille Meditation über Wandel und Wiederkehr. Hoffnung – eingefangen in Farbe und Form. Diese Form ist zugleich eine Projektionsfläche für zeitaktuelle Themen. #Hope greift gestalterisch auf Sonderbriefmarken der 1950er bis zur Jahrtausendwende zurück – kleine Kulturbotschafter, die große Themen im Kleinen verhandelten. Diese fließen nun in Andreas Arbeiten ein und verschmelzen mit Pixeln, Icons und grafischen Fragmenten der Gegenwart. Aus dieser Verbindung entsteht eine neue Perspektive auf das, was Hoffnung heute sein kann: komplex, fragmentiert, digitalisiert – und doch zutiefst menschlich.
Doch es bleibt nicht bei floraler Poesie. Die Blüte bekommt Gesellschaft: Hearts of #hope. Kleine Herzobjekte, reduziert und direkt, doch offen für Emotionen. Sie schlagen für dieselbe Sache – für eine Welt, die zuhört, innehält, hinfühlt. Die Herzform greift die Symbolik der Hoffnung auf, verdichtet sie emotional, klar und reduziert. Es entsteht eine Formsprache, die berührt, ohne zu beschönigen – und gesellschaftliche Themen wie Umweltzerstörung, soziale Ungleichheit, Diskriminierung oder politische Rückschritte in ihrer ganzen Dringlichkeit erfahrbar macht.
Dann plötzlich ein Bruch – ein neuer Ton, eine neue Form. Ein Sturm zieht auf im Blütenmeer: die Silhouette eines Gewehrs. Symbol für Gewalt, Zerstörung, Kontrolle. Doch auch diese Waffen sind bunt, verspielt, paradox. Bemalt mit Mustern, Farben, Oberflächen, die täuschen – und damit Fragen stellen: Was sehen wir? Was wollen wir sehen? Diese Maskierung entlarvt und verstört zugleich. Was aussieht wie ein Popart-Objekt, birgt ein explosives Thema. Saxton reizt den Kontrast zwischen Inhalt und Erscheinung bis an die Grenze aus – und erschafft damit eine neue Reflexionsebene.
In „Love, Bloom & Bang“ verhandelt Andreas Saxton große Themen mit leichten Mitteln. Seine Wandobjekte wirken auf den ersten Blick freundlich, dekorativ, zugänglich. Doch ihre Oberfläche führt in die Tiefe geopolitischer, globaler und sozialer Dissonanzen – nichts bleibt ausgespart. Aber es wird nicht belehrt. Es wird erzählt. Gezeigt. Gefühlt. Ohne moralischen Zeigefinger. Ohne Besserwisserei. Aber mit klarem Blick und offener Haltung.
Die Formsprache ist klar, reduziert, beinahe kindlich – doch dahinter stecken Commitment, Standing. Und Erfahrung. Saxton, geboren 1964, lebt und arbeitet im Ruhrgebiet. Seine Werke tragen die Spuren eines Lebens mit offenen Augen, einem wachen Geist – und einem Beharren, das nicht aufhört, an eine bessere Welt zu glauben. Ein Ruhrpottler mit Herz, Haltung und rebellischem Geist. Seine Kunst ist engagiert, ungewöhnlich und pointiert. Er beschäftigt sich kritisch mit Umwelt, Natur, Konsum, Politik und Gesellschaft – aber nie ohne den kleinen Funken Hoffnung. Seine Werke glauben daran, dass Wandel möglich ist – manchmal im Großen, oft im Kleinen. Und sie tun das mit Kraft, Glanz und einem Augenzwinkern.
„Love, Bloom & Bang“ ist keine stille Mahnung, sondern ein visueller Weckruf – ironisch, charmant und unbequem zugleich. Ein Angebot zur Auseinandersetzung, ein Raum für Reflexion, ein leiser Protest. Und immer auch ein Lichtpunkt am Horizont.
Ein Blühen.
Ein Herzschlag.
Ein Knall.
Love, Bloom & Bang.
Kommt, kommt! :-)