Hi.
Da wir durch die unangenehmen Ereignisse am Freitag bei unserem Vortrag etwas unfokussiert waren … nachfolgend ausnahmsweise und ungefiltert unsere Spickzettel. Einfach nochmal als Reminder für Viktors tolle Ausstellung, die natürlich weiterhin zu bestaunen ist und als Erinnerung an die Situaton, die ebenso weiterhin zu bekopfschütteln ist.
Schönen Sonntag euch.
J&C
…………………
JESUS
Begrüssung
Danke an Publikum, Simon, Micha, Elli …
Geschichten.
Geschichten sind ja unser grosses Lieblingsthema.
Wir alle erleben Geschichten, erzählen Geschichten, sind Geschichten.
Und irgendwann sind wir (hoffentlich) Geschichte – oder zumindest ein Teil davon 🙂
Viel zu selten sind wir uns unserer eigenen Geschichte, an der wir ja jeden Tag schreiben, wirklich bewusst.
Welche Rolle wir spielen. Ob wir aktiv mitwirken. Oder ob wir gespielt werden …
Wir sind auch Teil der Geschichten anderer Menschen. Ob wir wollen oder nicht, sind wir Co-Autoren, haben auch Einfluss auf deren Weg durch das Leben. Und umgekehrt. Zum Verrücktwerden.
Aber insgesamt machen wir uns das viel zu selten deutlich. Wie wir wirken, wie andere auf uns wirken. Oder auch anderes. Dinge. Sachen. Die uns vermeintlich glücklich machen, uns erfüllen, uns befriedigen … oder ist das ein Trugschluss?
Künstler und Künstlerinnen sind da näher dran.
Idealerweise erzählen sie durch ihr Werk ihre Geschichten. Erlebte, Erfundene, Gefundene?
Egal. Sie müssen sich auf jeden Fall ganz bewusst und immer damit auseinandersetzen, um euch zu erreichen. Um euch zu inspirieren, idealerweise wieder mehr auf die eigene Rolle zu schauen.
Mit Viktor dürfen wir heute einen Künstler begrüssen, dessen Werke durchdrungen sind von Geschichten und Symbolik. Und gestern Abend bei der sehr schönen Vorschau durften wir schon einen Vorgeschmack darauf erleben, wie sehr ihm daran gelegen ist, euch jedes Werk in seiner Fülle nahezubringen, zu erklären, erläutern.
Dabei blüht er auf, leuchtet.
Viktor überlässt wenig dem Zufall, nahezu jedes Element in einem Werk hat seinen Sinn und seine Bedeutung im Ganzen. Und mag es auch noch so klein und unscheinbar sein. Es ist fester Bestandteil, hat seine zugewiesene Rolle im Kontext.
Und nicht nur das – jedes Detail ist nicht nur im Zusammenhang wirksam, sondern kann auch in seinem eigenen Charakter erklärt werden.
Es ist ein bisschen, als würden wir eine Probe unter einem Elektronenmikroskop betrachten. Je höher der Vergrössrungsgrad, desto mehr Feinheiten treten ans Licht, jede mit ihrer ganz eigenen Bedeutung und Eigenart.
Viktors Werke müssen im Grossen und ganz Kleinen betrachtet werden – und nichts geschieht ohne Sinn. Alles hat seinen Platz und seine Wirkung – auf sich selbst und sein Umfeld. Wir wir alle.
Also – es würde wirklich den Rahmen dieser Rede sprengen, wirklich auf die Komplexität einzelner Motive und Zyklen / Werkreihen einzugehen.
Wir möchten euch daher wärmstens ans Herz legen, euch mit Viktor zu unterhalten. Es wird nachhaltig sein, nachhallen und euch vielleicht dazu bringen, wieder aufmerksamer und achtsamer auf die eigene Geschichte zu schauen.
Dankeschön
……………….
CHRIS
Begrüssung
Thema Lost & Found
Wir haben ja schon erwähnt, Viktor arbeitet gern in Zyklen. Bilderreihen, die sich sehr intensiv mit einer bestimmten Thematik auseinandersetzen. Dabei folgt er aber nicht strikt einer redundanten Form, sondern lotet den Themenbereich exzessiv aus – testet dessen Grenzen und Bedeutungshorizonte.
Da wir ja immer gern eine Parallele zu unserem eigenen Leben ziehen – faszinierten uns im Besonderen der Zyklus „Lost and Found“.
Hier verarbeitet Viktor Dinge, die Menschen verloren oder vergessen, vielleicht achtlos weggeworfen haben.
Manches hebt er auf, betrachtet die Fundstücke aufmerksam, erfühlt dieForm, das Material, spürt dem vormaligen Gebrauch nach, beginnt langsam nachzusinnen, welche Rolle diese verlorenen Dinge im Leben des ehemaligen Besitzers gespielt haben.
In seinen Spekulationen beginnt er, die Dinge in einen vermuteten oder auch neuen Kontext zu bringen. Um nachzuspüren, ob es passt, passen könnte.
Vielleicht entsteht ja so sogar eine Rückkopplung zu der Person, die den Gegenstand verloren hat. Und wirkt sich aus. Wer weiss.
Wenn wir Dinge verlieren, die für uns von Wert waren, macht uns das traurig, es ist ein Verlust. Die Zeit heilt zwar alle Wunden, aber bei bestimmten Sachen bleibt eine Lücke, eine Narbe.
Vielleicht haben wir einen besonders grossen Baum in unserer Strasse sehr geliebt. Ihn bei jedem Wetter beobachtet,wie sich seine Wirkung ändert. Bei Sonne wirkt er grün und frisch, kühlt uns sogar. Bei Wind und Wetter wird er plötzlich bedrohlich. Aber er ist eine Konstante. Und er erzählt eine Geschichte von vor unserer eigenen Zeit. Und begeleitet uns in unserer eigenen.
Und dann hört man plötzlich, dass wieder Bäume krank sind, weg müssen, eine Gefahr darstellen.
Plötzlich hat der Baum eine Sprühmarke. Man spürt die Empörung. Der ist doch gesund, Strotzt vor Kraft.
Aber eine Gegeninitiative – ganz schön anstrengend. Wird sich schon jemand kümmern.
Und wieder ganz plötzlich ist der Baum weg. Hinterlässt nur einen dicken Stumpf mit – meist recht gesunden – Jahresringen.
Dann ist man traurig und wird auch nicht durch das dünne junge Stäbchen getröstet, dass dann eventuell irgendwann gepflanzt wird und dessen Entwicklung zum Baum die eigenen Lebensspanne nicht mehr hergibt.
Und so kann es auch mit der Kultur und dem lebendigen Miteinander von Menschen gehen. Sie sind ein fragiles Gut, nicht selbstverständlich. Wenn wir dies für uns alle erhalten wollen, müssen wir immer auf der Hut sein. Denn es gibt Kräfte, deren eigene Geschichten ins Stocken geraten sind und die eine grosse Beharrlichkeit im Disruptiven aufbringen und die sich gekonnt Gehör und Recht verschaffen.
Und wenn wir da nicht auf der Hut sind und gleichfalls deutlich unsere Stimmen erheben, geht es der Kultur wie dem alten Baum. Und was einmal weg ist, wächst nur sehr langsam nach – wenn überhaupt.
Danke
Da wir durch die unangenehmen Ereignisse am Freitag bei unserem Vortrag etwas unfokussiert waren … nachfolgend ausnahmsweise und ungefiltert unsere Spickzettel. Einfach nochmal als Reminder für Viktors tolle Ausstellung, die natürlich weiterhin zu bestaunen ist und als Erinnerung an die Situaton, die ebenso weiterhin zu bekopfschütteln ist.
Schönen Sonntag euch.
J&C
…………………
JESUS
Begrüssung
Danke an Publikum, Simon, Micha, Elli …
Geschichten.
Geschichten sind ja unser grosses Lieblingsthema.
Wir alle erleben Geschichten, erzählen Geschichten, sind Geschichten.
Und irgendwann sind wir (hoffentlich) Geschichte – oder zumindest ein Teil davon 🙂
Viel zu selten sind wir uns unserer eigenen Geschichte, an der wir ja jeden Tag schreiben, wirklich bewusst.
Welche Rolle wir spielen. Ob wir aktiv mitwirken. Oder ob wir gespielt werden …
Wir sind auch Teil der Geschichten anderer Menschen. Ob wir wollen oder nicht, sind wir Co-Autoren, haben auch Einfluss auf deren Weg durch das Leben. Und umgekehrt. Zum Verrücktwerden.
Aber insgesamt machen wir uns das viel zu selten deutlich. Wie wir wirken, wie andere auf uns wirken. Oder auch anderes. Dinge. Sachen. Die uns vermeintlich glücklich machen, uns erfüllen, uns befriedigen … oder ist das ein Trugschluss?
Künstler und Künstlerinnen sind da näher dran.
Idealerweise erzählen sie durch ihr Werk ihre Geschichten. Erlebte, Erfundene, Gefundene?
Egal. Sie müssen sich auf jeden Fall ganz bewusst und immer damit auseinandersetzen, um euch zu erreichen. Um euch zu inspirieren, idealerweise wieder mehr auf die eigene Rolle zu schauen.
Mit Viktor dürfen wir heute einen Künstler begrüssen, dessen Werke durchdrungen sind von Geschichten und Symbolik. Und gestern Abend bei der sehr schönen Vorschau durften wir schon einen Vorgeschmack darauf erleben, wie sehr ihm daran gelegen ist, euch jedes Werk in seiner Fülle nahezubringen, zu erklären, erläutern.
Dabei blüht er auf, leuchtet.
Viktor überlässt wenig dem Zufall, nahezu jedes Element in einem Werk hat seinen Sinn und seine Bedeutung im Ganzen. Und mag es auch noch so klein und unscheinbar sein. Es ist fester Bestandteil, hat seine zugewiesene Rolle im Kontext.
Und nicht nur das – jedes Detail ist nicht nur im Zusammenhang wirksam, sondern kann auch in seinem eigenen Charakter erklärt werden.
Es ist ein bisschen, als würden wir eine Probe unter einem Elektronenmikroskop betrachten. Je höher der Vergrössrungsgrad, desto mehr Feinheiten treten ans Licht, jede mit ihrer ganz eigenen Bedeutung und Eigenart.
Viktors Werke müssen im Grossen und ganz Kleinen betrachtet werden – und nichts geschieht ohne Sinn. Alles hat seinen Platz und seine Wirkung – auf sich selbst und sein Umfeld. Wir wir alle.
Also – es würde wirklich den Rahmen dieser Rede sprengen, wirklich auf die Komplexität einzelner Motive und Zyklen / Werkreihen einzugehen.
Wir möchten euch daher wärmstens ans Herz legen, euch mit Viktor zu unterhalten. Es wird nachhaltig sein, nachhallen und euch vielleicht dazu bringen, wieder aufmerksamer und achtsamer auf die eigene Geschichte zu schauen.
Dankeschön
……………….
CHRIS
Begrüssung
Thema Lost & Found
Wir haben ja schon erwähnt, Viktor arbeitet gern in Zyklen. Bilderreihen, die sich sehr intensiv mit einer bestimmten Thematik auseinandersetzen. Dabei folgt er aber nicht strikt einer redundanten Form, sondern lotet den Themenbereich exzessiv aus – testet dessen Grenzen und Bedeutungshorizonte.
Da wir ja immer gern eine Parallele zu unserem eigenen Leben ziehen – faszinierten uns im Besonderen der Zyklus „Lost and Found“.
Hier verarbeitet Viktor Dinge, die Menschen verloren oder vergessen, vielleicht achtlos weggeworfen haben.
Manches hebt er auf, betrachtet die Fundstücke aufmerksam, erfühlt dieForm, das Material, spürt dem vormaligen Gebrauch nach, beginnt langsam nachzusinnen, welche Rolle diese verlorenen Dinge im Leben des ehemaligen Besitzers gespielt haben.
In seinen Spekulationen beginnt er, die Dinge in einen vermuteten oder auch neuen Kontext zu bringen. Um nachzuspüren, ob es passt, passen könnte.
Vielleicht entsteht ja so sogar eine Rückkopplung zu der Person, die den Gegenstand verloren hat. Und wirkt sich aus. Wer weiss.
Wenn wir Dinge verlieren, die für uns von Wert waren, macht uns das traurig, es ist ein Verlust. Die Zeit heilt zwar alle Wunden, aber bei bestimmten Sachen bleibt eine Lücke, eine Narbe.
Vielleicht haben wir einen besonders grossen Baum in unserer Strasse sehr geliebt. Ihn bei jedem Wetter beobachtet,wie sich seine Wirkung ändert. Bei Sonne wirkt er grün und frisch, kühlt uns sogar. Bei Wind und Wetter wird er plötzlich bedrohlich. Aber er ist eine Konstante. Und er erzählt eine Geschichte von vor unserer eigenen Zeit. Und begeleitet uns in unserer eigenen.
Und dann hört man plötzlich, dass wieder Bäume krank sind, weg müssen, eine Gefahr darstellen.
Plötzlich hat der Baum eine Sprühmarke. Man spürt die Empörung. Der ist doch gesund, Strotzt vor Kraft.
Aber eine Gegeninitiative – ganz schön anstrengend. Wird sich schon jemand kümmern.
Und wieder ganz plötzlich ist der Baum weg. Hinterlässt nur einen dicken Stumpf mit – meist recht gesunden – Jahresringen.
Dann ist man traurig und wird auch nicht durch das dünne junge Stäbchen getröstet, dass dann eventuell irgendwann gepflanzt wird und dessen Entwicklung zum Baum die eigenen Lebensspanne nicht mehr hergibt.
Und so kann es auch mit der Kultur und dem lebendigen Miteinander von Menschen gehen. Sie sind ein fragiles Gut, nicht selbstverständlich. Wenn wir dies für uns alle erhalten wollen, müssen wir immer auf der Hut sein. Denn es gibt Kräfte, deren eigene Geschichten ins Stocken geraten sind und die eine grosse Beharrlichkeit im Disruptiven aufbringen und die sich gekonnt Gehör und Recht verschaffen.
Und wenn wir da nicht auf der Hut sind und gleichfalls deutlich unsere Stimmen erheben, geht es der Kultur wie dem alten Baum. Und was einmal weg ist, wächst nur sehr langsam nach – wenn überhaupt.
Danke